© DAV Wolfratshausen

In den Kaisersälen der Kampenwand unterwegs

Text und Bil­der: Ge­org Walz

18.07.2022

21 Berg­freun­de der DAV-Sek­ti­on Wolfrats­hau­sen star­ten bei der Berg­sta­ti­on der Kam­pen­wand­bahn. Der Aus­blick hin­un­ter in das Pri­en­tal mit dem Sim­see und dem Chiem­see ist phan­tas­tisch. An der Son­nen­alm vorbeigeht es leicht berg­auf auf dem brei­ten Pan­ora­ma­weg.

Ei­ner Kuh­her­de muss Platz ge­macht wer­den, die auf dem Weg vorbeigetrieben wird. Beim An­dachts­kreuz, das auf der lin­ken Sei­te auf der klei­nen An­hö­he steht, wird ein ers­tes Grup­pen­fo­to ge­macht.

Am Klet­ter­fel­sen Staf­fel­stein vor­bei, führt der Pan­ora­ma­weg am Kam­pen­wand­mas­siv wei­ter ent­lang. Ober­halb liegt die Kam­pen­höh­le. Ab hier ent­fernt sich der Pan­ora­ma­steig et­was mehr von der Kam­pen­wand in nordöstlicher Rich­tung. Die Stein­lin­galm und die Ka­pel­le Ma­ria Kö­ni­gin des Frie­dens tau­chen auf. Das zwölf Me­ter ho­he Gip­fel­kreuz auf dem Kam­pen­wand Ost­gip­fel wird sicht­bar. Es ist das größ­te Gip­fel­kreuz in den Baye­ri­schen Al­pen und wur­de zum Ge­den­ken an die Ge­fal­le­nen des Chiem­g­aus er­rich­tet. Noch be­vor wir die Stein­lin­galm er­rei­chen, ver­lässt un­ser Wan­der­lei­ter Ger­hard Hof­mann den Pan­ora­ma­weg und steigt schräg, auf ei­nem schma­len Steig, wei­ter die Alm­wie­se nach auf­wärts. Im Nor­den hin­ter der Stein­lin­galm sind der Gras­bu­ckel des Sul­ten und die Ge­de­rer­wand zu er­ken­nen. Sanft an­stei­gend geht es über die Alm­wie­se bis zur Lat­schen­gren­ze. Zahl­rei­che aus­ge­tre­te­ne Pfa­de füh­ren in Ser­pen­ti­nen wei­ter nach oben. Wir kom­men nä­her an das Fels­mas­siv her­an. Gut zu se­hen ist ober­halb das Gip­fel­kreuz in den Fels­za­cken. Je wei­ter wir an die Fels­wand her­an­kom­men, de­sto öf­ter müs­sen die Hän­de un­ter­stüt­zend hingreifen.
 

Der Fels­steig zieht in westlicher Rich­tung un­mit­tel­bar an die Fels­wand hin. Wäh­rend die Grup­pe, die ers­te Wand rechts auf dem Nor­mal­steig um­geht, stei­gen Ger­hard und ich ge­ra­de­aus wei­ter nach oben. Als wir bei der Grup­pe an­kom­men, kommt Chris­ta auf die­sem Klet­ter­weg nach oben. Sie ist mit dem MTB zur Stein­lin­galm ge­fah­ren und uns nach­ge­stie­gen. Jetzt sind wir 22 To­ur­teil­neh­mer. Ab hier wird der wei­te­re An­stieg für al­le al­pi­ner. Klet­te­rei ist an­ge­sagt. Ge­ra­de­aus über Fel­sen stei­gen wir wei­ter auf­wärts. Nach Os­ten geht es in die Kai­ser­sä­le hin­ein. Der Weg wird ein klein we­nig ent­spann­ter zu ge­hen. Auf bei­den Sei­te he­ben sich die schrof­fen grau­en Fels­wän­de be­droh­lich in die Hö­he. Wir kom­men uns vor wie Zwer­ge, die durch die­se be­ein­dru­cken­de en­ge Felss­ze­ne­rie ge­hen. Span­nend über Ge­röll und Fels­blö­cke, aber nie­mals wirk­lich ge­fähr­lich, geht es wei­ter. Im­mer wie­der wer­den die Hän­de be­nö­tigt. Zum Fest­hal­ten oder um den Bauch über schma­le Ab­schnit­te zu zie­hen, die den be­kann­ten Spruch:

" I gangad so gern auf´d Kam­pen­wand, wenn i mit mei­ner Wam­pen kannt"

le­ben­dig wer­den lässt. Ein­zel­ne Durch­schlup­fe sind so eng, dass Berg­stei­ger mit grö­ße­rem Bauch nur sehr schwer hindurchkommen. Wir er­rei­chen das En­de der Kai­ser­sä­le. Der Ost­gip­fel mit dem Gip­fel­kreuz hebt sich vor uns in die Hö­he. Hier ver­las­sen wir den Fels­ca­ny­on. In leich­ter Klet­te­rei geht es nach rechts oben dem Gip­fel wei­ter ent­ge­gen. Di­rekt un­ter­halb vom Gip­fel er­rei­chen wir ei­ne ebe­ne Pla­te­au­stel­le. Nun muss der Gip­fe­lauf­bau, der zum Grei­fen na­he ist, nord­sei­tig um­gan­gen wer­den. Es geht an die Ab­bruch­kan­te her­an, aus­ge­setzt um die Ecke und da­nach am Si­che­rungs­seil ein schma­les Fels­band ab­wärts. Hier heißt es gut fest­hal­ten und die Fü­ße be­däch­tig setz­ten. Et­wa fünf­zehn Me­ter un­ter­halb er­reicht man er­neut Geh­ge­län­de. Leicht an­stei­gend geht es wei­ter. Der Steig dreht nach Wes­ten und bringt uns über den Fel­sauf­bau nach oben zum Gip­fel­grat und vor die ei­ser­ne Brücke, die zum mäch­ti­gen Gip­fel­kreuz hinüberführt. Gip­fel­kreuz und Gip­fel­grat sind durch einen Ein­schnitt ge­trennt.

Das Gip­fel­kreuz ist aus die­ser An­sicht nicht als Kreuz er­kenn­bar. Der schma­le Gip­fel­be­reich ist rings­um mit ei­nem Stahl­seil ge­si­chert. Wo­bei Chris­ta fest­stel­len muss, dass die Pfos­ten an der Ei­sen­brücke sehr la­bil sind. Un­se­re bei­den jüngs­ten Berg­stei­ger Ama­lie und Kas­par ha­ben den Auf­stieg pro­blem­los ge­meis­tert. Wir schaf­fen es, dass un­se­re Grup­pe kom­plett auf dem schma­len Gip­fel Platz fin­det und wir ein Gip­fel­fo­to ma­chen kön­nen. Der Pan­ora­ma­blick in die Berch­tes­ga­de­ner Al­pen, die Lo­fe­rer Stein­ber­ge, zum Groß­glock­ner und Groß­ve­ne­di­ger und zum Kai­ser sind wun­der­bar. Da vie­le Berg­wan­de­rer auf den schma­len Gip­fel­be­reich nach­drücken, wird es Zeit Ab­schied vom Gip­fel zu neh­men. Wir ver­las­sen die­sen und stei­gen ab­wärts. Nach dem Seil­an­stieg wird auf der klei­nen Fels­pla­teau­flä­che un­ter­halb vom Gip­fel ei­ne Rast ein­ge­legt. Die Zwil­lin­ge
tur­nen wie die Gämsen auf den Fel­sen her­um und kön­nen nicht ge­nug krie­gen. Nach der Pau­se bre­chen wir auf und lau­fen er­neut in die Kai­ser­sä­le hin­ein. Es stellt sich her­aus, dass sich das Ab­klet­tern über ei­ni­ge hö­he­re Fels­stu­fen schwie­ri­ger ge­stal­tet und Hil­fe­stel­lun­gen not­wen­dig sind, für Berg­freun­de mit sehr kur­z­en Bei­nen. Am En­de der be­ein­dru­cken­den Kai­ser­sä­le wei­tet sich der ein­ge­eng­te Blick auf die hoch auf­ra­gen­den, grau­en Fels­wän­de. Die Alm­wie­sen der Stein­lin­galm und der Gras­bu­ckel des Sul­ten zau­bern Grün in die Au­gen. Nach dem kur­z­en Fels­ab­stieg geht es auf den vie­len Ser­pen­ti­nen aus dem Lat­schen­be­reich in den Wie­sen­be­reich und hin zur Stein­ling­s­alm. Mit ei­nem Blick zu­rück nach oben zum Gip­fel­kreuz sa­gen wir dem Kam­pen­wand-Ost­gip­fel Ser­vus.

Die Ter­ras­se der Stein­lin­galm ist voll be­setzt und wir fin­den nicht aus­rei­chend freie Plät­ze. Wir be­schlie­ßen zur Son­nen­alm zurückzulaufen und dort un­ser Ein­kehr­glück zu ver­su­chen. Chris­ta be­glei­tet uns mit dem MTB, das sie hier ab­ge­stellt hat. Als wir am Staf­fel­stein ge­nau­er nach oben bli­cken, ent­de­cken wir zwei Klet­te­rer, die in der Rin­ne nach oben klet­tern und den Gip­fel fast er­reicht ha­ben. Bei der Son­nen­alm fin­den wir auf der Ter­ras­se aus­rei­chend freie Plät­ze, keh­ren ein und ge­nie­ßen den schö­nen son­ni­gen Berg­tag. Mit den Vie­rer­gon­deln der Kam­pen­wand­bahn schau­keln wird nach un­ten zur Tal­sta­ti­on und fah­ren nach die­sem span­nen­den Berg­tag nach Hau­se.