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Dürrnbachhorn

31.08.2018

Dürrnbachhorn

Von der Win­kel­moosalm ma­chen sich 19 Berg­be­geis­ter­te un­ter der Füh­rung von Ger­hard Hof­mann auf, das Dürrn­bach­horn zu über­schrei­ten. Wir fol­gen dem Weg­wei­ser nord­wärts, an wei­den­den Kü­hen vor­bei, auf­wärts. Da­bei las­sen wir die Win­kel­moosalm, das Münch­ner Haus und die Traun­stei­ner Skihüt­te rechts lie­gen. Bei der Weg­tren­nung Dürrn­ba­chalm - Fins­ter­ba­chalm ge­hen wir nach links in Rich­tung Dürrn­ba­chalm. Von rechts wer­den wir zu­rück kom­men. Nach der Dürrn­ba­chalm ver­liert sich die brei­te Alm­stra­ße und geht in einen Wie­sen­pfad über. Wir wäh­len den schat­ti­gen Wald­weg und bie­gen bei den gel­ben Weg­wei­sern, die Alm­ge­bäu­de in Sicht­wei­te, nach rechts, in den zu­nächst schwach aus­ge­präg­ten Wie­sen­pfad, ein. Der Steig wech­selt sei­ne Rich­tung von Nord­ost nach Sü­den und bringt uns zü­gig nach oben zum Ber­grücken hin­auf. Dort än­dert der Steig er­neut sei­ne Rich­tung ge­gen Nord­os­ten und legt sich zu­rück. Zwan­zig Mi­nu­ten spä­ter kom­men wir an ei­nem al­ten, mar­kan­ten Grenz­stein vor­bei und ver­las­sen die Baye­ri­sche Hei­mat. Es geht er­neut stei­ler nach oben zu ei­nem Wie­sen­pla­teau. Von hier ha­ben wir un­ser Ziel be­reits gut im Blick. Das Gip­fel­kreuz hebt sich über den be­wal­de­ten Hang in den blau­en Him­mel. Nach ei­ner Trink­pau­se und ei­ner ers­ten klei­nen Stär­kung ge­hen wir wei­ter.
Als wir das Dürrn­ba­check auf 1590 Me­tern er­rei­chen, bil­det un­ser Lenz, man­gels Gip­fel­kreuz, ein Kreuz aus Wan­der­stö­cken nach. Oh­ne merk­li­chen Hö­hen­ge­winn ge­hen wir auf schro­fi­gem Pfad zur Berg­sta­ti­on der Nost­al­gie Ses­sel­bahn, die auf ei­ner Hö­he von 1610 m steht.
Bei den heu­ti­gen, hei­ßen Tem­pe­ra­tu­ren wird sich si­cher so man­cher ins­ge­heim ge­dacht ha­ben - mit der Ses­sel­bahn wä­re der An­stieg, bis hier oben, nicht so schweiß­trei­bend ge­we­sen. Aber es soll­te noch bes­ser kom­men. In der süd­sei­ti­gen Lat­schen­gas­se muss­ten wir die nächs­ten 160 Hö­hen­me­ter, über nicht en­den wol­len­de Trep­pen­stu­fen, auf­stei­gen. Die Glut­hit­ze, die sich zwi­schen dem Lat­schen­be­wuchs fest­ge­setzt hat, tränkt die höl­zer­ne Him­mels­lei­ter mit Wolfrats­hau­ser Schweiß, der von den Stir­nen her­ab tropft. Wir sind al­le sehr froh, als end­lich das Gip­fel­kreuz über die Lat­schen em­por spitzt und kurz dar­auf er­reicht ist. Ich bin ein we­nig ver­wun­dert, als ich bei mei­ner An­kunft zum Fo­to­star avan­cie­re. Nicht mei­ne Qua­li­tä­ten als Fo­to­mo­dell sind ge­fragt, son­dern das in den Glä­sern mei­ner Son­nen­bril­le spie­geln­de Gip­fel­kreuz.
Der Fern­blick ist heu­te ein we­nig ge­trübt, so dass die Berg­gip­fel mehr ge­ra­ten wer­den müs­sen. Im Sü­den die Lo­fe­rer Stein­ber­ge und das Fell­horn, im Os­ten Zah­mer und Wil­der Kai­ser, im Wes­ten die Rei­ter Al­pe, im Nor­den beim Blick über die Kan­te tief un­ten der Weitsee, Mit­ter­see und Lö­den­see. Da­hin­ter Gurn­wand­kopf und Hörndl­wand.
Der Lenz holt selbst­ver­ständ­lich sein Horn her­aus und bläst, nicht nur zu un­se­rer Freu­de, meh­re­re Dan­kes-Ha­la­li in die Berg­welt. Der Vor­schlag mit dem Hut sam­meln zu ge­hen wird von ihm al­ler­dings ab­ge­lehnt.
Nach der ver­dien­ten Gip­fel­rast be­ginnt am Grat, ent­lang der Ab­bruch­kan­te, der schöns­te Teil der heu­ti­gen Berg­tour.
An­fangs noch auf brei­tem Pfad ent­lang, beid­sei­tig ge­säumt von Lat­schen. Bald schon wird es span­nen­der. Die Gip­fel­schnei­de wird schma­ler. Sie bringt uns des Öf­te­ren ge­fähr­lich na­he an die Ab­bruch­kan­te der Nord­wand her­an. Auf Schro­fen­stu­fen geht es nach un­ten und dann auf den Gip­fel zum Dürrn­bach­horn nach oben. Hier auf der höchs­ten Er­he­bung steht kein Gip­fel­kreuz. Tritt­si­cher­heit und Schwin­del­frei­heit sind, auf­grund der teils sehr ex­po­nier­ten La­ge des Gra­tes, un­er­läss­lich. Schwin­deln­de Tief­bli­cke be­glei­te­ten die ein­zel­nen Schrit­te und wech­seln mit dem Blick auf das Sonn­tags­horn ab, auf das wir di­rekt zu wan­dern. Er­neut geht es nach un­ten sehr na­he an die Kan­te her­an. Auf der an­de­ren Sei­te, Schwin­del er­re­gend na­he, ent­lang der deut­lich sicht­ba­ren Ab­bruch­kan­te wie­der nach oben. Da­nach wird der Grat­steig fast ge­müt­lich. Viel zu schnell biegt der Steig nach rechts un­ten ab und ver­lässt den herr­li­chen Grat. An­fangs noch ein we­nig stei­ler, bald auf an­ge­neh­men Wie­sen­steig geht es nach un­ten.
Auf der Wie­se blüht zahl­reich der Un­ga­ri­sche (Pan­no­ni­sche) En­zi­an. Am Gimp­ling­s­at­tel (1528 m) wird noch ein­mal der Trink­haus­halt in Ord­nung ge­bracht. Dann geht es wei­ter. Bei der Fels über­sä­ten Alm­wie­se der Fins­ter­ba­chalm ver­las­sen wir den schat­ti­gen Wald. Rück­bli­ckend kön­nen wir am be­wal­de­ten Ber­g­zug das Gip­fel­kreuz ent­de­cken.
Über die Alm­wie­se wan­dern wir flach, am klei­nen Fel­sen mit dem wind­schie­fen Kreuz vor­bei, zum Alm­ge­bäu­de. Die klei­ne Ter­ras­se ist gut be­setzt, so dass wir kei­nen Platz mehr ha­ben, ob­wohl Ein­zel­ne drin­gend nach ei­ner Pau­se ver­lan­gen. Wir stei­gen wei­ter auf der brei­ten Wirt­schafts­s­tra­ße zur Win­kel­moosalm ab und keh­ren dort auf der großen Son­nen­ter­ras­se ein. (gw)